Feiern auf der Feria de Abril in Sevilla: diese Festlichkeit sollte sich niemand entgehen lassen. Denn die Feria ist keine Feierlichkeit unter vielen. Die Feria de Abril ist das berühmteste Volksfest Andalusiens. Einmal im Jahr herrscht in der andalusischen Hauptstadt Sevilla Ausnahmezustand. Schließlich ist die Feria de Abril wie ein spanisches Oktoberfest. Allerdings rinnt bei dieser Feierlichkeit kein Weißbier durch die Kehlen der Besucher. Hier ist es der Sherry, der in Strömen fließt.
Prunkvolle Zigeunerkleidung, soweit das Auge reicht
Eine Woche lang steht ganz Sevilla Kopf. Eine Woche lang herrscht in hiesigen Festzelten ausgelassene Flamenco-Stimmung. Die größte Fiesta Andalusiens ist ein fantastisches Frühlingsfest, an dem pro Jahr eine halbe Million an Menschen teilnehmen. Die Feria de Abril ist eine lebendig gewordene Reminiszenz an mehrere Jahrhunderte. Männer und Frauen hüllen sich in folkloristische Flamenco-Kleidung. Besonders beeindruckend sind liebevoll gestaltete Zigeunerkleider, die bis zu mehreren tausend Euro kosten. Die Feria de Abril ist eine Festlichkeit fürs Auge. Doch natürlich kommen auch die Emotionen und der Genuss bei der Feier nicht zu kurz.
Der Beginn des Festes im 19. Jahrhundert
Immer wieder tauchen spanische Männer auf, die in bäuerlichen Festanzügen auf Pferden über das Gelände reiten oder ihre Familien mit Pferdekarren zum Festplatz befördern. Dieser Anblick ist wie ein Exkurs in die Vergangenheit. Schließlich wurde die heutige Feria de Abril in der Mitte des 19. Jahrhunderts mit einem Viehmarkt ins Leben gerufen. Einst begann das Fest als wichtiger Treffpunkt für Händler. Heute steht die Feria de Abril im Zeichen des Feierns. Über 1.000 Festzelte – die Casetas – werden aufgestellt. Die meisten dieser Zelte befinden sich im Privatbesitz. Getreu dem Motto „sehen und gesehen werden“ ist es das Anliegen eines jeden Teilnehmers aus Sevilla, fest in eine der Festzelt-Gemeinschaften integriert zu sein. Ganz gleich, ob die Festzelte wohlhabenden Familien, Vereinen, Unternehmen oder dem Freundeskreis angehören – dabei sein ist alles.
Pferde auf der Feria de Abril in Sevilla
Feiern bis zum Morgengrauen
Viele hunderttausende Sevillaner und Auswärtige treffen eine Woche lang aufeinander, um zur Osterzeit bis in die Morgenstunden zu feiern. Der Startschuss fällt zumeist schon mittags. Dann stärken sich Besucher mit Tapas für den restlichen Tag. Kleine Spezialitäten wie iberischer Schinken oder Ei-Kartoffelomelett werden gereicht. Süßer Sherry wird literweise getrunken. Dieses Getränk wird vor Ort gern mit Zitronenlimonade gemischt. Dieser Mix, so heißt es, soll den Gästen noch mehr Energie verleihen.
Ein Lichtermeer zum Auftakt
Zumeist beginnt die Feria de Abril an einem Montagabend zwei Wochen nach Ostern. Der Auftakt ist stets Mitternacht, wenn der Bürgermeister via Knopfdruck einen Lichterzauber erzeugt. Mehrere hunderttausend farbenfreudige Glühbirnen werden auf dem Festgelände eingeschaltet. Ein besonderer Blickfang ist das 40 Meter hohe Eingangstor, das mit seinen rund 25.000 Lichtern erstrahlt. Alle Gäste, Familien und Freunde werden in den sogenannten Casetas bewirtet. Hier praktizieren Gäste der Feria ein besonderes Ritual. Von Mittag bis zum nächsten Morgen wird nicht nur gesungen und getrunken. Zudem tanzen Besucher die Sevillanas, eine besondere Variante des Flamencos. Dieser Anblick bleibt jedoch all den Besuchern vorenthalten, die auf keiner Gästeliste einer Caseta vermerkt sind.
Ein großer Jahrmarkt und Stierkämpfe
Doch jeder findet auf der Feria de Abril seinen Platz. Zusätzlich stehen auf der Feier 20 riesige öffentliche Partyzelte offen, zu denen jedermann freien Eintritt hat. Auch optisch können sich Besucher ohne Flamenco-Kleider mit kleinen Details an die Gastgeber anpassen. Zahlreiche Frauen verzieren sich einfach mit großen Ohrringen oder einer Nelke im Haar, um einen Hauch von Zigeuner-Flair zu erzeugen. Darüber hinaus offerieren einige Hotels der Stadt spezielle Feria-Pakete, die Flamenco-Tanzstunden oder Flamenco-Kleider inkludieren. Wer das andalusische Lebensgefühl in vollen Zügen genießen möchte, kommt in der Stadt garantiert auf seine Kosten. Neben einem riesengroßen Jahrmarkt wird die städtische Fiesta durch Stierkämpfe abgerundet. Namhafte Torreros stellen in der Arena „Corridas“ an jedem Nachmittag ihr Können unter Beweis. An einem späten Sonntagabend wird das Volksfest durch ein spektakuläres Feuerwerk gekrönt. Sevilla erleuchtet in allen vorstellbaren Farben: welch ein gelungener Abschluss dieser Festlichkeit.